Ein Bericht über die 6. Europäische Physikolympiade 2022

Sanft steigt die Sonne über die slowenische Hügellandschaft. Langsam erwacht das slowenische Leben. Es ist Samstag, Kinder spielen auf Spielplätzen, Erwachsene strömen in das große Einkaufszentrum. 183 Schüler:innen bekommen davon alle nichts mit. Sie sitzen komplett im Dunkeln. Nur eine kleine Schreibtischlampe erhellt ihr munteres Werken. Rund um sie sind Pappwände aufgestellt. Sie sind vollkommen isoliert. Kommunikation mit der Jury funktioniert über Schilder. Auf ihren Schreibtischen befinden sich eine Stromversorgung, eine Glühbirne, eine LED, ein Belichtungsmesser und ein Infrarotthermometer ...

Die unheimlich anmutende Dunkelheit hat ihren Grund, denn diese Schüler:innen sollen die Lichtausbeute dieser Lampen messen. Ganz nebenbei, dann auch noch die Temperatur eines Wolframwendels einer Glühbirne und den Wärmeübergangs- und Wärmeleitkoeffizienten einer Plastikplatte bestimmen. Willkommen bei der 6. Europäischen Physikolympiade 2022 in Ljubljana, Slowenien.

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Ich möchte hier auch gar nicht lange mit den diesjährigen Aufgaben aufhalten. Diese findet man sowieso problemlos online und ich verspreche, dass es Spaß macht, diese ein bisschen durchzurechnen. Viel spannender an dieser Stelle sind die Ergebnisse. Zwei Honourable Mentions, so etwas wie ein 4. Platz, haben Maximilian Auer und Simon Marcher (beide 8. Klasse) gewonnen. Nur etwa 2 Punkte haben auf eine Medaille gefehlt. Damit sind wir natürlich nicht zufrieden, aber für uns, als junges, unerfahrenes Team ist es trotzdem ein Erfolg. Für EUPHO-Aufgaben braucht man einfach mehr Erfahrung und so haben wir ein paar wertvolle Punkte zu einfach verschenkt. Zum Glück haben unsere beiden 6. Klässler noch zwei Chancen und mit der Erfahrung kommen auch die Medaillen, da bin ich mir ganz sicher.

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Dominiert wurde die diesjährige EUPHO wie üblich von osteuropäischen Nationen und ein paar asiatischen Gaststartern (große Ausnahme dieses Jahr: Deutschland). Vlad-Ștefan Oros (Rumänien) erreichte 42,3 Punkten von 50 Punkten und wurde damit als Overall-Winner gefeiert. Stolz dürfen wir als Österreicher vor allem auf das Experiment sein. In diesem Teilbereich konnten wir selbst einige Goldmedaillengewinner schlagen.

Besonders stolz darf Österreich auch auf sein einzigartiges Kurssystem sein. In anderen Staaten gibt es so eines nicht. Dort werden die besten Schüler:innen einfach zu einem Training eingeladen, dass dann eben besonders intensiv ist. Die wenigen Ausgewählten sind dann physikalisch grandios, aber der Breitensport wird komplett vernachlässigt. In Österreich hingegen haben alle Schüler:innen die Möglichkeit auf ein tieferes physikalisches Verständnis, dass man immer gut gebrauchen kann. Sei es als Ingenieur:in, als Mathematiker:in, als Programmierer:in, als Physiker:in, etc. Denn wer die grundlegenden Zusammenhänge versteht, für denn sind auch die Komplexeren kein großes Problem mehr.

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Mit unserem Herzfoto von der Burg in Ljubljana, das zu einem vielbeachteten Instagrambeitrag wurde, konnte Österreich zumindest wortwörtlich Sieger der Herzen werden. Und nicht nur das. Vor allem die Diskussionen mit unzähligen Teilnehmer:innen aus anderen Ländern, von anderen Kontinenten, waren für uns unbezahlbar. Man lernt nicht nur Englisch zu benutzen, man lernt über andere Kulturen und andere Menschen, wie sie denken, wie sie die Welt sehen, wie sie ihr eigenes Land sehen, wie sie Österreich sehen. Das macht die EUPHO im Herz aus und das ist, was wir während der Pandemie so sehr vermisst haben und deswegen umso mehr genießen.

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Vor allem die slowenischen Gastgeber haben sich von der besten Seite gezeigt. Ausflüge auf die modernisierte Burg von Ljubljana (inklusive Besuch der Gefängnisse) und in die Škocjan Höhlen mit ihren monumentalen 100 Meter hohen Felswänden waren epochal. Die bekannte slowenische Rockband Koala Voice gab extra für die EUPHO ein Konzert und bewies das auch Physiker:innen richtig feiern können. Politiker wie Zoran Janković (Bürgermeister Ljubljana) oder Simona Kustec (Unterrichtministerin Slowenien) schickten uns persönliche Grußworte. Geschichten, wie z.B. unser Benjamin Tonner, der 45 Minuten mit der Jury um einen einzigen Punkt gestritten hatte, sind ebenso zu Legenden geworden, wie Geschichten, die hier nicht so genau erzählt werden sollen. Und keinesfalls vergessen werden wir unseren großartigen persönlichen Guide Katharina, die uns spontan den Besuch in einem Escape-Room organisierte. Wir hatten einfach auch einen großen Spaß bei der EUPHO. Deswegen sind wir Sieger der Herzen und ich wünsche allen Teilnehmer:innen nächstes Jahr viel Glück, damit es nicht nur beim Sieg der Herzen bleibt …

An dieser Stelle möchten wir der Industriellenvereinigung danken, die mit ihrer finanziellen Unterstützung die Teilnahme ermöglicht hat.

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Das österreichische EUPHO Team 2022

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Simon Marcher (St)
Honourable Mention

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Maximilian Auer (W)
Honourable Mention

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Lukas Gabriel (W)

  

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Haolei Zhang (K)

  

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Benjamin Tonner (S)

 

 

Bericht von Michael Schwarzer und Maximilian Auer