Eine mystische Reise ins Land der aufgehenden Sonne voller Abenteuer, kolloid-artigen Bodenpartikeln zur Wasseraufbereitung, Neutronensternen, der Rolle der Oberflächenspannung und wieder zwei tolle Experimente.
Vom 10. bis 17. Juli 2023 fand die Internationale Physik-Olympiade in Tokyo/Japan statt. Alle Teilnehmer:innen freuten sich einander wieder „face to face“ zu sehen, da in den letzten Jahren wegen Covid bzw. dem Krieg in der Ukraine keine „übliche“ IPHO möglich war. (Die letzte „normale“ IPHO fand 2019 in Israel statt). Insgesamt 398 Schüler und Schülerinnen aus 84 Nationen haben an zwei Wettbewerbstagen durch das Lösen von zwei Experimentier- und drei Theorieaufgaben um Erfolge gekämpft.
Österreich wurde dieses Mal durch vier Burschen und ein Mädchen vertreten:
Benjamin Tonner (Salzburg) | Pascal Lun (Tirol) | Lukas Gabriel (Wien) | Vincent Willis (Tirol) | Neza Vogrincic (Steiermark) |
Begleitet und betreut wurden sie von den Teamleadern:
Stefan Lorbek (Steiermark) | Karin Galle (Wien) |
Ablauf
Spezialtraining
Um sich zu akklimatisieren sind wir schon am 3. Juli angereist und haben unser Spezialtraining vor der IPhO in Tokyo durchgeführt. Dabei konnten sich die Teilnehmer:innen an Aufgaben von vorjährigen IPhOs versuchen. Ebenfalls wurden kleinere Versuche geübt, die in der Hotel-Lobby leicht realisiert werden konnten. Den Abschluss bildeten unterschiedliche Übungen aus Yoga und Autogenem Training zur mentalen Stärkung und Stressbewältigung während des Wettkampfes. An den Abenden konnte das Team in die gute Japanische Küche wie auch die Animepopkultur in den Vierteln Akihabara und Shibuya ein wenig eintauchen.
Wettbewerb
Am 9. Juli übersiedelten die Schüler:innen ins National Olympics Memorial Youth Center (NYC). Wir wurden freundlichst durch den Guide für unser Team in perfektem Deutsch mit Wienerischem Akzent empfangen. Dort am Campus wurde dann auch der Wettbewerb ausgetragen. Die Leader wurden in einem anderen Hotel untergebracht. Nicht nur dass die Schüler:innen alle elektronischen Geräte abzugeben hatten, durften sich die Schüler:innen und deren Leader auch während der Wettbewerbstage nicht treffen.
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Hier die Eckpunkte des Wettbewerbprogramms kurz zusammengefasst (siehe Fotos):
10.07.2023 Opening Ceremony im NYC am Vormittag, danach Diskussion/Übersetzung der experimentellen Aufgabenstellungen durch die Leader
11.07.2023 Experimenteller Wettbewerb am Vormittag und Cultural/Scientific events am Nachmittag
12.07.2023 halbtägige Exkursion am Vormittag und Cultural/Scientific events am Nachmittag; währenddessen Diskussionen/Übersetzung der theoretischen Aufgabenstellungen durch die Leader
13.07.2023 theoretischer Wettbewerb am Vormittag und Cultural/Scientific events am Nachmittag
14.07.2023 halbtägige Exkursion am Vormittag für die Schüler:innen; gemeinsame scientific talks von zwei japanischen Nobelpreisträgern am Nachmittag mit anschließender Dinnerparty im NYC
15.07.2023 ganztägige Exkursion für die Schüler:innen; Korrektur durch die Veranstalter und Leader
16.07.2023 weitere ganztägige Exkursion für die Schüler:innen; Moderations und Final Boardmeeting der Leader
17.07.2023 Closing Ceremony und gemeinsames Farewell lunch im NYC
Am 17. Juli konnten wir unseren lieben japanischen Guide zu einem letzten gemeinsamen Abendessen in Tokyo überreden. Und am 19. Juli ging es für unser erfolgreiches Team zurück nach Wien, wo sie durch Kollegin Korner empfangen wurden.
Erfolge des österreichischen Teams bei der 53. IPhO 2023
Nr. | Familienname | Vorname | Preis |
AUT-S-1 | Tonner | Benjamin | Bronzemedaille |
AUT-S-2 | Lun | Pascal | erfolgreich teilgenommen |
AUT-S-3 | Gabriel | Lukas | erfolgreich teilgenommen |
AUT-S-4 | Willis | Vincent | erfolgreich teilgenommen |
AUT-S-5 | Vogrincic | Neza | erfolgreich teilgenommen |
Herzliche Gratulation zu dieser Leistung - ihr ward ein super Team!
Internationale Physikolympiade 2024
Bei der Closing Ceremony gab es eine sehr schöne Präsentation der Organisatoren der nächsten IPhO, welche vom 21. bis 29. Juli in Isfahan im Iran abgehalten werden soll.
Die Aufgabenstellungen
Beim ersten Experiment sollte man mit Hilfe eines zwischen Gummibändern eingespannten Zylinders, der mit einer Mess- und einer Kontrollspule aus feinem Kupferdraht umwickelt ist, Massen bestimmen. Im einen Fall sollte dies durch Anlegen einer Gleichspannung und im anderen Fall durch die mit Wechselspannung erreichte Resonanzschwingung des Zylinders geschehen. Dabei sollte die Federkonstante bestimmt bzw. die Resonanzeigenschaften untersucht werden. Das zweite Experiment behandelte das optische Phänomen der Doppelbrechung. Wobei versucht werden sollte die Dicke eines Quarzkristallplättchens mit Hilfe eines optischen Aufbaus bestehend aus einer weißen LED, einem System aus Linsen mit einem Beugungsgitter, zwei Polarisatoren und einem Photodetektor zu bestimmen. Die größte Herausforderung hierbei war es, die richtige Justierung des Systems zu finden, damit man verwertbare Messwerte erzielen konnte.
Bericht von Stefan Lorbek
In der ersten Theorieaufgabe ging es darum verschiedene physikalische Eigenschaften von mikrometergroßen kolloidalen Teilchen zu untersuchen. In der zweiten Theorieaufgabe ging es um die Eigenschaften von Neutronensternen. Diese sollten als große, massereiche Atom-Kerne aufgefasst werden. Dazu wurde zuerst die Stabilität von großen Atomkernen untersucht, um dann den ganzen Neutronenstern als einen einzigen Atomkern zu beschreiben. Die letzte Theorieaufgabe befasste sich mit einem interessanten Phänomen. Betrachtet man zwei Wassertropfen auf einer super-hydrophoben Oberfläche, die sich zu einem Tropfen vereinigen, so springt dieser Tropfen – nach der Vereinigung – hoch. Die dafür nötige Energie kommt aus der Differenz der Oberflächen-Energien.
Zusammenfassend kann man behaupten, dass die diesjährigen Aufgaben herausfordernd waren, aber eine schöne und vor allem anschauende Physik zum Inhalt hatten.