Physik der Erdkruste, elektrostatische Linsen und Teilchen in der Box sowie Experimente mit Tablett zu nicht-idealen Kondensatoren und LEDs

Ein Bericht über die IPHO-2021-online, organisiert aus Vilnius/Litauen, Bericht von Marianne Korner, Bundestrainerin

Die IPhO 2021 stand zunächst unter keinem guten Stern: Nachdem die Veranstalter in Litauen/Vilnius den Wettbewerb coronabedingt von 2020 auf 2021 verschoben hatten, war auch das Jahr 2021 von der Pandemie gekennzeichnet.

 
Die österreichische Delegation entschied sich frühzeitig, am Wettbewerb nur online teilzunehmen. Nachdem jedoch die Regelungen seitens des Veranstalters so waren, dass auch in einem Onlineformat alle Schüler/innen an einem Ort zusammenkommen mussten, auf der anderen Seite aber das BMBWF in einer Verordnung ein Übernachtungsverbot für Schüler/innen im Zuge von schulbezogenen Veranstaltungen aussprach, erschien es uns unmöglich, die IPhO 2021 als mehrtägigen Wettbewerb zu beschicken. Daher stornierte ich am 13.06.2021 Österreichs Teilnahme an der IPhO 2021.

Nur einen Tag später erhielten wir aus dem Ministerium die Nachricht, dass die betreffende Verordnung geändert wurde und es nun doch die Möglichkeit gäbe, an der IPhO 2021 online teilzunehmen. Also kontaktierte ich die Veranstalter und konnte noch eine Stornierung der Stornierung der Teilnahme erreichen.

In unglaublich kurzer Zeit, innerhalb von 2 Tagen, nämlich bis zum 17.06.2021, dem allerletzten Anmeldeschluss zur IPhO 2021, konnten wir als Bundestrainer/innen gemeinsam mit dem Bundeskoordinator, engagierten Kollegen aus Graz, die als lokale Organisatoren (invigilators) zur Verfügung standen,  und dem großen Wohlwollen der Organisatoren in Vilnius eine Teilnahme Österreichs doch noch organisieren.

Unser heuriges IPhO-Schüler-Team setzte sich zusammen aus:

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Elias Hohl

Graz, 18 Jahre

Moritz Hofer

Zell/See, 18 Jahre

Miro Joensuu

Villach, 18 Jahre

Rohan Walia

Villach, 16 Jahre

Markus Rainer

Zell/See, 18 Jahre

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Markus Rainer, Moritz Hofer, Rohan Walia, Miro Joensuu, Elias Hohl im Bischöflichen Gymnasium Augustimum, Graz (vlnr)

Als Leader und lokale Organisatoren und „Aufpasser“ (Invigilators) fungierten:

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Marianne Korner

Leader

Stefan Lorbek

Leader

Dieter Winkler

Invigilator

Franz Picher

Invigilator

 

51. IPhO-2021-online aus Vilnius/Letland

 

Die Wettbewerbe

Während die Leader die Aufgabenstellungen übersetzten, waren die Schüler gerade in Graz angereist und bezogen ihre Zimmer. Das Bischöfliche Gymnasium Graz, Augustimum konnten die Schüler im Gästehaus wohnen und es wurden die benötigten Räume zur Verfügung gestellt, die zur Online-Abwicklung des Wettbewerbs nötig waren.

Invigilator Dieter Winkler hatte die Aufgabe, auf den gelieferten Tabletts die benötigten Apps zu installieren und den Wettbewerbsraum auszustatten. Dazu gehörten neben einem Drucker und einem Scanner für die fertigen Arbeiten auch 6 Kameras zur Kontrolle für die Veranstalter in Vilnius. Inzwischen betreute Invigilator Franz Picher die Schüler und verwahrte alle ihre elektronischen Geräte sicher.

Alle Wettbewerbsaufgaben und Lösungen sind hier zu finden.

Team Austria bei der Bearbeitung der Theorieaufgeben

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Elias Hohl

Moritz Hofer

Miro Joensuu

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Rohan Walia Markus Rainer

 

Ergebnisse und Platzierungen

 

Statutengemäß wurden für die experimentelle Klausur maximal 20 Punkte vergeben und für die theoretische Klausur maximal 30 Punkte, was insgesamt maximal 50 Punkte ausmacht, die nach einem im Vorhinein festgelegten Korrekturschlüssel (marking scheme) zu vergeben waren.

Statutengemäß ergaben sich daher für die einzelnen Preisränge folgende Punktegrenzen:

Punktegrenze

Preis

≥ 33,32

Goldmedaille

 ≥ 23,45

Silbermedaille

 ≥ 14,50

Bronzemedaille

 ≥ 9,15

Honourable Mention

 

Nr.

Familienname

Vorname

Punkte

Preis

S-AUT-1

Hohl

Elias

35,40

Goldmedaille

S-AUT-5

Rainer

Markus

12,80

Honourable Mention

S-AUT-3

Joensuu

Miro

11,40

Honourable Mention

S-AUT-2

Hofer

Moritz

11,35

Honourable Mention

S-AUT-4

Walia

Rohan

4,15

erfolgreich teilgenommen

Herzliche Gratulation zu diesen hervorragenden Leistungen!

Bei der 51. IPhO erreichte ein Schüler aus Südkorea mit 46,25 Punkten die höchste Punkteanzahl und wurde als Overall-Winner gefeiert.

Der österreichische Schüler Elias Hohl, der bereits zum vierten Mal an einer IPhO teilnehmen konnte, errang hervorragender Weise eine Goldmedaille – ein Ereignis, das nur alle paar Jahre zu feiern ist – und belegten den weltweit mehr als beachtlichen 27. Rang.

Die Aufgabenstellungen bei dieser 51. IPhO 2021 waren gut vorbereitet und passend formuliert. Zum ersten Mal in der Geschichte der IPhO wurden Messwerte des Experimentes automatisch erfasst. Jede/r Schüler/in erhielt ein Tablett, auf dem der Invigilator eine bestimmte App installieren musste. Mithilfe dieser App wurden automatisiert Messwerte erfasst. Das Niveau der IPhO-Aufgaben ist weit über dem der Schule und würde auch für die meisten Physik-Bachelor-Studenten eine große Herausforderung darstellen.

Insgesamt wurden vergeben:
45-mal Gold; 62-mal Silber; 94-mal Bronze; 62-mal eine Honourable Mention.

 

Closing Ceremony

 

Die Closing Ceremony fand für die Teilnehmer/innen auf Zoom statt und wurde für alle anderen Zuschauer auf Youtube gestreamt.

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Closing Ceremony IPhO 2021: Elias Hohl, Goldmedaille

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Closing Ceremony IPhO 2021: Markus Rainer, Honourable Mention

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Closing Ceremony IPhO 2021: Miro Joensuu, Honourable Mention

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Closing Ceremony IPhO 2021: Moritz Hofer, Honourable Mention

 

 

 

 

 

Weitere Informationen

Die (etwa 140) Leader aus aller Welt versammelten sich in einem Online-Meeting, um die zwei experimentellen Wettbewerbsaufgaben zu diskutieren und in die jeweiligen Landessprachen zu übersetzen.

Die Aufgaben wurden von den jeweiligen Autoren vorgestellt und besprochen. Dann erfolgte die vielstündige Diskussion und Kritik der zwei experimentellen Aufgaben, die so lange dauerte, bis eine endgültige, offizielle, englischsprachige Version allgemein akzeptiert wurde, gemeinsam mit den zugehörigen Punkteschemata und den zu den Aufgabenstellungen gehörigen Antwortblättern. Das alles ging heuer erstaunlich schnell und wir konnten schon um 23 Uhr die fertigen PDFs hochladen. Leider bekamen wir keine Gelegenheit, die entsprechenden experimentellen Aufbauten zu besichtigen und auszuprobieren. Das machte das Übersetzen nicht einfacher.

Natürlich dürfen wir Leader unseren Schülern/innen keinerlei Information über diese Aufgabenstellungen geben. Daher mussten die Schüler/innen alle internetfähigen elektronischen Geräte, wie Handys, Tablets usw. vor den Wettbewerben abgeben. Sie erhielten diese erst nach Absolvierung des experimentellen und des theoretischen Wettbewerbes zurück.

Am 19.07.2021 brüteten daher alle etwa 360 Jugendlichen aus allen Kontinenten insgesamt fünf Stunden lang über den drei experimentellen Aufgaben. Wir Leader hingegen konnten uns erholen, bzw. an einem Online-Exkursionsprogramm teilnehmen.

Der nächste Tag, der 20.07.2021 war für die Jugendlichen ein freier Tag. Wir Leader jedoch trafen uns am frühen Vormittag zur Besprechung der zwei theoretischen Aufgaben und deren Lösungen.

Im Wesentlichen wiederholte sich das Spiel, d.h. wiederum wurden die Aufgaben vorgestellt und so lange diskutiert, bis wiederum eine allgemein akzeptierte offizielle englischsprachige Fassung vorlag, die dann in die Landessprachen übersetzt werden musste. Dieser Teil der Olympiade dauerte für uns Leader vom Vormittag bis Mitternacht, was wiederum eine erstaunlich schnelle Arbeit bedeutete.

Demzufolge stürzten sich die IPHO-Teilnehmer/innen am darauffolgenden Tag, dem 21.07.2021, auf die beiden Experimente. Ein absolutes Novum bestand darin, dass jede/r Schüler/in ein Tablett bekam, mit dem Daten aus einer Platine ausgelesen wurden, bzw. gewisse Einstellungen vorgenommen werden konnten.

Wir Leader konnten die PDFs der Arbeiten der Schüler/innen, sowohl der experimentellen als auch der theoretischen Arbeiten, herunterladen und korrigieren. Unsere Aufgabe war es, diese Arbeiten gemäß dem gegebenen Punkteschema zu korrigieren, zu bewerten und unsere Beurteilungen elektronisch an die Korrektur-Teams zu senden.

Als Korrektorenteams fungierte eine große Anzahl von Physikern und Physikerinnen aus Vilnius. Jedes dieser Teams war für eine bestimmte Aufgabe und für etwas mehr als ein Dutzend Länder verantwortlich.

Der 23.07.2021 war der Tag der sogenannten Moderations. Darunter versteht man ein Gespräch der Leader mit den zuständigen Korrektorenteams, um eine faire Punkteanzahl der Teilnehmer sicher zu stellen. Das Ergebnis dieser Verhandlungen wurde mit den Unterschriften der Leader und den zuständigen Korrektoren besiegelt. Der Tagungspunkt, dem alle davor mit besonderem Interesse entgegenfieberten, war natürlich die endgültige Reihung der Schüler/innen gemäß deren erzielter Punkteanzahl, verbunden mit deren möglichem Preisrang. In diesen Moderations gelang es uns, für Elias Hohl so viele Punkte zu verhandeln, dass er bequem eine Goldmedaille erreichen konnte.

Am Nachmittag dieses Tages fand dann die Online-Preisverteilung statt.

Alles in allem waren die Veranstalter in Vilnius sehr kompetent, freundlich, gut organisiert und um maximale Kommunikation bemüht. Jedoch kann ein Online-Erlebnis niemals den persönlichen Kontakt ersetzen. Weder konnten wir als Gäste das Land kennen lernen, noch sind unsere Schüler/innen dazu gekommen, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen.

 

Bericht von Marianne Korner, Bundestrainerin